Sprachassistenten sind nützlich, können aber auch stressen. Forscher haben herausgefunden, warum – und was Nutzern hier ganz besonders hilft.
Siri, lösche das Licht! Alexa, was sagt der Wetterbericht? Keine Frage, Sprachassistenten und Smart Speaker mit Spracherkennung erleichtern den Alltag. Doch sie können auch Stress erzeugen, sogar Angst! Wovor, und was man dagegen tun kann, haben Forscher in einer Studie zu smarten Assistenten festgestellt.
Die Ökonomen Prof. Sascha Alavi von der Ruhr-Universität Bochum und seine Forscherkollegen Prof. Dr. Valéry Bezençon und Ertuğrul Uysal von der Universität Neuchâtel wollten erstmals die potenziell schädigenden Folgen für Nutzerinnen und Nutzer erforschen.
Inhalt | Das steht in diesem Artikel:
Bislang nur Studien zu Vorteilen
„Bisherige Studien haben sich vornehmlich und ausschließlich mit den Vorteilen der intelligenten Assistenzsysteme auseinandergesetzt“, erklärt Prof. Alavi seine Motivation. Der Nutzen für die Arbeitswelt, für Unternehmen, insbesondere aus kommerzieller Sicht, sei darin hervorgehoben worden.
Für ihre eigene Studie zu möglichen Nachteilen haben die Forscher Umfragen mit mehr als 1000 Nutzerinnen und Nutzern von Sprachassistenten wie Alexa, Siri oder Google Assistant durchgeführt, sowie qualitative Tiefen-Interviews mit elf Nutzern gemacht.
- Datenschutz-Tool für Alexa enthüllt, was sie über dich weiß
- Google Assistant: Tool gibt dir Kontrolle über Nutzungsdaten
Persönliche Beziehung zum Sprachassistenten
Die Umfrage ergab, dass Nutzerinnen und Nutzer von intelligenten persönlichen Assistenten diesen einen nahezu menschlichen Verstand zuschreiben. Diese Zuschreibung ermögliche es, dass sie eine persönliche Beziehung mit den Geräten eingehen, sie positiv bewerten, ihnen vertrauen.
Menschliche Wahrnehmung problematisch
„Unsere Studienergebnisse bestätigen also zunächst einen durchaus positiven Effekt der Mensch-Technologie-Beziehung“, so Alavi. Auf der anderen Seite konnte das Forschungsteam erstmals auch beweisen, dass es negative Effekte haben kann, wenn Nutzer Sprachassistenten wie Alexa und Siri menschliche Eigenschaften zuschreiben.
Künstliche Intelligenz als Rivale
„Unserer Studie zufolge fühlen sich etwa 30 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer mitunter auch von den Systemen in ihrer Identität bedroht. Sie nehmen die Assistenten als rivalisierend wahr. Sie sorgen sich um ihre Unabhängigkeit, sehen ihre Privatsphäre in Gefahr“, erklärt Alavi.
Erst Honeymoon, dann Stress
Diese schädigenden Effekte würden besonders dann häufig auftreten, wenn zwischen Mensch und Assistenzsystem bereits eine enge, lange Beziehung bestünde. „In den ersten acht Monaten gibt es keine Probleme. Man könnte von einem Honeymoon-Effekt sprechen“, so Alavi. Danach setze die stressende Wirkung von Alexa, Siri & Co ein.
„Bei etwa 20 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten beeinträchtigt die intensive Nutzung von Artificial Intelligence Assistants (AIA) über einen Zeitraum von acht Monaten ihr Wohlbefinden“, fasst Alavi zusammen. Der Stress rühre vor allem daher, dass Menschen sich sorgen würden, dass solche Technologien sie eines Tages ersetzen könnten. „Das ist ja mittlerweile eine sehr präsente Gefahr in der Arbeitswelt“, so der Ökonom.
Anzeige | Zuletzt aktualisiert am 2025-01-22. Preis kann sich ändern. Weitere Infos
Wissen um Datenschutz reduziert Stress
Die Forschenden haben in ihrer Studie auch drei Wege identifiziert, wie man den schädigenden Langzeiteffekten, der Angst vor Identitätsverlust und Stress, vorbeugen könnte. Das Zauberwort heißt Datenschutz:
„Wir konnten sehen, dass die schädlichen Effekte nicht so stark auftraten, wenn sich Nutzerinnen und Nutzer im Vorfeld über die Datenschutz-Praktiken der Assistenzsysteme informiert hatten, sie wussten, wie man die Einstellungen ändert und auch, wenn sie aufgefordert wurden, Vorkehrungen zum Schutz ihrer Daten vorzunehmen“, fasst Alavi zusammen.
Firmen sollen transparent aufklären
Daher empfiehlt das Team auch Herstellern von Smart Speakern und Betreibern von Sprachassistenten, künftig mehr Informationen zum Datenschutz bereitzustellen, Konsumentinnen und Konsumenten besser und transparenter aufzuklären.