Wer nicht will, dass Nutzungsdaten zum Hersteller fließen, muss an seinem Smart TV Datenschutz-Einstellungen richtig setzen. Die wichtigsten Tipps für mehr Sicherheit zeigen wir hier.
Sichere Smart TV Datenschutz-Einstellungen sind wichtig angesichts der Vielzahl an Möglichkeiten: Fernsehen, TV-Mediatheken, Streamingdienste, Apps. Das macht Spaß, doch es bleiben digitale Spuren. Die gehen über die Internetleitung wieder zurück an die Hersteller der Geräte, Werbenetzwerke und die Betreiber installierter Apps. Und das oft, ohne die Verbraucher vorab ordnungsgemäß über die Datenverarbeitung zu informieren, kritisiert das Bundeskartellamt, das auch für Verbraucherschutz zuständig ist.
Inhalt | Das steht in diesem Artikel:
Diese Daten speichert ein Smart TV
Das Bundeskartellamt hat in einer 2020 veröffentlichten Untersuchung offen gelegt, was an einem Smart TV alles abgeschöpft werden kann:
- das Fernseh- und Streamingverhalten
- die App-Nutzung
- das Surf- und Klickverhalten auf dem Smart TV
- biometrische Daten wie die Stimme
Jahre zuvor hatten bereits die Stiftung Warentest und das Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht ähnliche kritische Beobachtungen bei Tests gemacht. Da sich seither offensichtlich nicht allzu viel in Sachen Smart TV Datenschutz getan hat, muss der Nutzer selbst aktiv werden. Neben Datenschutz spielt auch Sicherheit eine wichtige Rolle. Denn auch ein Smart TV kann über das Internet mit Schadsoftware infiziert werden.
Wer bei dieser Vorstellung Unbehagen verspürt, kann aber etwas tun: Am Smart TV Datenschutz-Einstellungen restriktiv wählen. Welche man beachten muss, erklären wir hier. Die Tipps kommen vom Bundeskartellamt und vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik.
Smart TV kaufen: Das ist wichtig
Wer einen Smart TV kaufen will, sollte vorab prüfen, ob der Hersteller des favorisierten Modells eine Garantie anbietet und ob diese auch Softwarefehler mit einschließt.
Außerdem sollte man sich informieren, ob der Hersteller seine TV-Modelle zuverlässig und längerfristig mit Software-Updates versorgt. Mit einer Google-Recherche kann man zumindest feststellen, ob der Hersteller zuletzt negativ aufgefallen ist. Für den tieferen Einstieg ins Thema eignen sich Technik-Foren. Oder man quetscht den Berater im Elektronikmarkt aus.
Problem: Kein Unternehmen macht laut Bundeskartellamt verbindliche Angaben dazu, wie lange seine Produkte Sicherheits-Updates bekommen. Die Verbraucher könnten so aber besser einschätzen, wie lange sie das Gerät gefahrlos verwenden können.
Da es Verbrauchern also schwer gemacht wird, beim Kauf auch nach Datenschutzfreundlichkeit zu entscheiden, müssen sie nach dem Kauf handeln und an ihrem Smart TV Datenschutz-Einstellungen vornehmen.
10 Tipps: Wichtige Smart TV Datenschutz-Einstellungen
Am Smart TV Datenschutz-Einstellungen richtig setzen – So geht’s:
Bei Ersteinrichtung datensparsame Einstellungen wählen
Wer ein Smart TV Gerät gekauft hat, sollte die Schritte für die Ersteinrichtung aufmerksam durchgehen. Wird irgendwo gefragt, ob man mit der Erhebung von Daten einverstanden ist, klickt man im Zweifel Nein an. Später nochmal durch die Einstellungen klicken.
Tracking widersprechen
Gibt es die Möglichkeit, dem Tracking, also der Protokollierung des Nutzerverhaltens zu widersprechen, sollte man das tun. Bei HbbTV (Fernsehen mit Zusatzfunktionen) muss man dies je nach Hersteller unter Umständen für jeden einzelnen Sender tun.
Regelmäßig Sicherheitsupdates durchführen
Wird ein Update angeboten, besser gleich zustimmen und nicht ungeduldig wegdrücken. Sonst muss man sich später möglicherweise durch die Einstellungen klicken, um das Update zu starten. Wer schon länger kein Update mehr durchgeführt hat, sollte mal in die Einstellungen schauen, ob eventuell ein Update vorliegt. Benachrichtigungen zu verfügbaren Updates erlauben.
Nicht benutzte Apps löschen
Sie belasten nicht nur unnötig das System, sondern erheben möglicherweise auch Daten. Jede App ist ein mögliches Einfallstor.
Apps nur aus vertrauenswürdigen Quellen laden
Apps für den Smart TV sollte man nur aus vertrauenswürdigen Quellen wie den offiziellen Appstores der Hersteller laden. Apps von zweifelhaften Anbietern sollte man nicht installieren.
Keine heiklen Anwendungen wie Onlinebanking
Da aktueller Virenschutz bei Smart TVs weniger verbreitet ist als bei PCs, sollte man keine heiklen Anwendungen wie Onlinebanking darauf ausführen.
Nicht benötigte Features wie Webcam abschalten
In den Einstellungen prüfen, ob man Features des Smart TVs, die man nicht braucht, deaktivieren kann. Beispielsweise HbbTV oder eine Webcam für Videotelefonate. Sollte man sie doch einmal brauchen, kann man sie nachträglich aktivieren.
Dauer der aktiven Produkt-Unterstützung prüfen
Insbesondere bei älteren Smart TV Modellen sollte man darauf achten, wie lange noch mit einer aktiven Produkt-Unterstützung durch den Hersteller zu rechnen ist.
Älteren Smart TV vom Internet trennen und Streaming-Stick nutzen
Wenn sich die Gerätesoftware eines älteren Smart TVs nicht mehr aktualisieren lässt, ist es eventuell sinnvoll, ihn vom Internet zu trennen. Neu kaufen muss man aber nicht: Statt dessen kann man für smarte Funktionen wie Online-Videotheken, Mediatheken und andere Apps auf ein externes Streaming-Gerät umsteigen, zum Beispiel Amazon Fire TV oder Google Chromecast.
Vor dem Verschrotten Daten löschen
Wer seinen älteren Smart TV verkaufen, verschenken oder verschrotten will, muss unbedingt die Daten löschen. Dazu das Gerät auf Werkseinstellungen zurücksetzen. Danach prüfen, ob auch wirklich alles weg ist und gegebenenfalls noch vorhandene Daten manuell löschen.
Auf den korrekten Betrieb des Geräts haben datensparsame Einstellungen sehr wahrscheinlich keine Auswirkungen. Meist geht es darum, dass die Hersteller Nutzungsstatistiken erheben wollen. Wer das nicht unterstützt, informiert den Hersteller zwar auch nicht über Probleme wie zum Beispiel abgestürzte Apps und Fehlermeldungen. Nachteile muss man jedoch nicht befürchten.
- Datenschutz-Tool für Alexa enthüllt, was sie über dich weiß
- Google Assistant: Tool gibt dir Kontrolle über Nutzungsdaten
Kommerzielles Interesse an Nutzungsdaten
Genutzt werden Smart TV Daten gerne, um den Besitzern personalisierte Werbung auszuspielen. Manche Hersteller senden auch die Gerätekennung mit, die bei jedem Smart TV einzigartig ist. Die Empfänger haben damit nicht nur allgemeine Nutzungsdaten, sondern ein ganz individuelles Nutzerprofil für jeden Smart TV.
Da der Smart TV über das heimische WLAN ins Internet geht, hat er die selbe IP-Adresse wie andere Geräte im Haushalt. Verbindet sich ein Smart TV zu den selben Werbenetzwerken wie die anderen Geräte, können die Daten zusammen geführt werden. Die Folge: Geräteübergreifende, personalisierte Werbung. Das Selbe ist möglich, wenn am Smart TV ein anmeldepflichtiger Dienst genutzt wird, bei dem man sich auch auf anderen Geräten einloggt.
Zusammenfassung
Überträgt ein Smart TV das Nutzungsverhalten an den Hersteller?
Tests haben ergeben, dass Smart TV Geräte Nutzungsdaten speichern und auch übertragen. Die Daten gehen oft an den Hersteller, aber auch App-Anbieter oder Werbenetzwerke.
Ist die Speicherung des Nutzungsverhaltens am Smart TV bedenklich?
Es kann ein genaues Bild von den Interessen des Nutzers entstehen, das kommerziell genutzt werden kann. Biometrische Daten wie die Stimme des Nutzers sind einzigartig. Werden sie über Sicherheitslücken abgefischt, kann dies problematisch werden.
Dürfen Smart TV Hersteller Nutzungsdaten speichern?
Laut der 2020 veröffentlichten Studie des Bundeskartellamts weisen die Datenschutzbestimmungen der in Deutschland aktiven Smart TV Hersteller fast durchgehend schwerwiegende Transparenzmängel auf. Sie verstoßen damit gegen die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Die Zustimmung der Verbraucher wird also oft eingeholt, ohne dass diese zuverlässig erfahren, welche personenbezogenen Daten der Smart TV verarbeitet und übermittelt, und wie lange sie gespeichert werden.
Was sind sichere Smart TV Datenschutz-Einstellungen?
Man kann den Datenschutz am Smart TV erhöhen, indem man der Übermittlung von Nutzungsdaten und Tracking in den Einstellungen nicht zustimmt, Sicherheitsupdates installiert und wenig genutzte Apps löscht.
Was kann ein Hacker an einem Smart TV machen?
Laut Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik kann Schadsoftware einen Smart TV in ein Botnetz integrieren. Botnetze verschicken zum Beispiel über zahlreiche gekaperte, mit dem Internet verbundene Geräte Spam-Mails oder legen mit koordinierten Denial-of-Service-Attacken (DOS) eine Website lahm. Passwörter und die elektronische Identität des Besitzers können abgegriffen werden.